Am 24. März 2009 stellten unsere Aktiven
Herbert Müller (1. Vorsitzender) und Frank Peters in Kempten
Herrn Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer, Frau Baureferentin
Monika Beltinger und Herrn Tiefbauamtsleiter Markus Wiedemann unsere
Idee eines Radverkehrsplanes vor.
OB Netzer war zwar der Meinung, dass er ein
Radverkehrskonzept als isoliert und nicht notwendig betrachte. Die
Radverkehrsbelange würden ja jetzt schon in der
Radwegekommission (Hr. Wiedemann) bearbeitet. Er war auch
der Meinung, dass der Radverkehr nur im Rahmen eines
Gesamtverkehrskonzepts betrachtet werden sollte.
Dennoch haben OB und Hr. Wiedemann angeboten, die
Zusammenarbeit mit der Radwegekommission (neuer Name
„Arbeitskreis Radverkehr“) zu intensivieren.
Wir werden nun versuchen die Belange des
Radverkehrs in Kempten verstärkt durch den Arbeitskreis
Radverkehr voranzubringen. Herbert nimmt sich deshalb vor, ab der
nächsten Sitzung am 30. März möglichst regelmäßig
daran teilzunehmen (Unser 2. Vorsitzender Olaf Radeck nimmt bereits
regelmäßig daran teil.).
(Herbert Müller, 24. März 2009)
Weiteres Vorgehen
Wir möchten Herrn Oberbürgermeister Dr.
Ulrich Netzer gerne zeigen, wie ein höherer Radverkehrsanteil
zum erfolgreichen Erreichen von vier seiner fünf strategischen
Ziele bis zum Jahr 2020 beitragen kann.
Herr
Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer formulierte im Mai 2008, zu
Beginn der neuen Legislaturperiode, insgesamt fünf strategische
Ziele bis zum Jahr 2020.
Ein höherer
Radverkehrsanteil trägt bei den folgenden vier dieser fünf
Ziele entscheidend zum erfolgreichen Erreichen bei:
Kempten, das
wirtschaftliche Zentrum der Region. OB Netzer: Für
die kommenden Jahre gilt es, sich als wirtschaftliches Zentrum
weiter zu stärken und qualitativ auszubauen.
ADFC:
Wirtschaft benötigt auch eine gute Verkehrsinfrastruktur. Ein
höherer Radverkehrsanteil entlastet die Straßen durch
weniger Autostaus!
Kempten, eine Stadt
ohne Verschuldung OB Netzer: Schuldenfreiheit des
städtischen Haushaltes bis spätestens 2020 – also
Schuldenstand gleich null. Diese Zielsetzung dient der
Generationengerechtigkeit. Durch eine konsequente
Entschuldungspolitik würden wir uns Handlungsspielräume in
den Haushalten der Zukunft schaffen.
ADFC: Wie deutlich
Radverkehr die kommunalen Kosten senkt, zeigen folgende
Informationen des Umweltbundesamtes:
Kosten der Kommunen
Kostenprofil für die Ausgaben der Kommunen nach LCTP1:
Pkw: 2,13 Cent/Pkw-km
Fahrrad: 0,21 Cent/Rad-km
Mit dem Rad statt mit dem Pkw: 1,92
Cent pro km gespart!
Einsparpotenziale für
Kommunen
Radverkehrsleistung in Deutschland: ca.
300 km pro Person und Jahr (in den Niederlanden ca.
1000 km)
100 km mehr Rad statt Auto: 124.800 €
Einsparungen (bei 65.000 Einw.)
Fahrradfahren wie in den
Niederlanden: 873.600 € Einsparungen (bei 65.000
Einw.)
Kostenbeispiele
Infrastruktur
1 Pkw-Stellplatz: ca. 5500 €
1 Fahrradabstellplatz: ca. 100 €
1 km Schnellstraße: mehrere
Millionen €
1 km baulicher Radweg: ca. 100.000 €
1 km Radfahrstreifen: ca. 10.000 €
Gewinnfaktor
Lebensqualität
Attraktive Innenstädte mit wenig
Kfz-Verkehr:
In Basel konnte die Abwanderung der
Einwohner mit einer fußgänger- und fahrradfreundlichen
Verkehrspolitik und Reduzierung der Belastung durch den
motorisierten Verkehr gestoppt und zwischen 1990 und 1995 circa
3000 neue Einwohner gewonnen werden.
Weniger Abwanderung ins Umland: Steuerzahler
bleiben in der Stadt.
Gute Erreichbarkeit mit dem Rad stärkt
den lokalen Einzelhandel.
Voraussetzung für Tourismus
Kempten, eine
Vorzeigestadt im Klimaschutz OB Netzer: Auch das sind
wir unseren nachfolgenden Generationen schuldig. Darum setzen wir
uns zum Ziel, durch eine aktive Politik die Klimaschutzbilanz der
Stadt auf einen besseren Stand zu bringen als alle anderen Städte
Deutschlands in vergleichbarer Struktur.
Kempten –
demographische Entwicklung bewältigen OB Netzer:
Hinter den drei Worten „demographische Entwicklung bewältigen“
verbirgt sich eine große Herausforderung. Es geht zunächst
darum, unsere Stadt so familienfreundlich zu gestalten, dass
sich Familie, Kinder und Jugendliche in ihr wohlfühlen.
ADFC:
Mehr Lebensqualität: Mehr Alltagsradverkehr entlastet die
Innenstadt durch weniger Autostaus, weniger Lärm und weniger
Abgase. Dann werden junge Familien auch gerne nach Kempten ziehen.
Wege zur Steigerung des Radverkehrsanteils
Ein Radverkehrsplan, der erfolgreich den
Radverkehrsanteil steigern soll, besteht jedoch nicht nur aus
Radwegen, sondern muss umfassend sein. Dazu gehören u. a.
auch (ungewichtet, unsortiert)
Verankerung der Radverkehrsbelange bei
städtischen Planungen,
wiederkehrende Information und Kommunikation
(Marketing für das Radfahren, Verleihsysteme, Wegweisung,
Mobilitätserziehung an Schulen, Image-Werbung, PR-Kampagnen,
Logo),
Berücksichtigung der Radverkehrsbelange
beim Neu- bzw. Ausbau von Straßen (Radverkehrsführung,
Radspuren, Angebotsstreifen),
Leitlinien für eine zukunftsfähige
Verkehrsentwicklung (Fördern der Nahmobilität,
Verkehrsvermeidung, Verlagerung auf Umweltverbund,
Verkehrsberuhigung),
ausreichende Haushaltsmittel für den
Radverkehr,
Förderung des innerörtlichen
Radverkehrs / Schaffung eines geänderten Mobilitätsbewusstseins
(mit dem Rad zur Arbeit, zur Schule, zum Sport, zum Einkaufen, zum
ÖPNV),
die ständige Qualitätskontrolle
aller Maßnahmen,
Diese Punkte wollen wir im Arbeitskreis Radverkehr
angehen.
Um deutlich zu machen, dass es um mehr als nur
Radwege geht, wurde die Radwegekommission in „Arbeitskreis
Radverkehr“ umbenannt.
1LCTP:
Least Cost Transportation Planning – Umweltentlastung und
Kostenreduzierung im Verkehr durch Verkehrsplanung: Anhand des Least
Cost Planning-Konzeptes können Verkehrsplanungsvorhaben
im kommunalen Bereich auf ihren Umwelteffekt und auf ihre Kosten hin
geprüft werden. (siehe
http://www.umweltbundesamt.de/verkehr/verkehrsplan/lctp/lctp.htm)